Typus, Strategie und Autorität
Die Teile und das Ganze: Typus, Strategie und Autorität
Human Design ist ein unglaublich detailliertes System; man kann Jahre damit verbringen, alle Feinheiten des eigenen Designs zu studieren und vielleicht sogar zu beobachten. Das ist faszinierend und gestattet tiefe Einblicke in uns selbst. (Und es entwickelt – nebenbei – eine beachtliche intellektuelle Kapazität).
Aber diese Beschäftigung alleine wäre noch sehr begrenzt. Nehmen Sie unser Beispiel vom offenen Wurzelzentrum: Eine seiner Fallen besteht darin, durchs Leben zu hetzen und alles sofort erledigen zu wollen. Das zu wissen, ist ein sehr wichtiges Detail.
Aber es erklärt Ihnen noch nicht, wie Sie aus der Nummer wieder rauskommen können!
Sie können Ihr Leben nicht an Hand eines negativen Fokus führen. („Ich werde mich nicht hetzen"). Sie brauchen eine Vorgangsweise, die es Ihnen unter allen Umständen gestattet, die für Sie richtige Entscheidung zu treffen und auf diesem Wege alle bekannten aber auch die Ihnen noch unbekannten Fallen hinter Ihnen zu lassen.
Sie brauchen eine Orientierung, die Ihnen als ganzem Wesen entspricht und nicht bloß einigen Teilaspekten.
Diese Perspektive des ganzen Wesens wird im Human Design „Typus" genannt.
„Typus" ist dabei kein beschreibendes Konzept, sondern mit konkreten, für Menschen dieses Typus richtigen Vorgangsweisen verbunden. Es gibt auch keine Mischtypen: die Zuordnung ist auf Grund von Elementen, die in der Körpergraphik enthalten sind, immer eindeutig und vollständig. Mit einem Wort:
„Typus" ist ein objektivierbares Konzept, das mit praktischen Unterschieden verbunden ist!
Daher kann jeder Mensch für sich persönlich herausfinden, ob die aus dem HD stammende Information zutrifft:
Sie probieren es aus – dann werden Sie es herausfinden.
Sie müssen nichts glauben!
Sie müssen keinem Verein beitreten!
Sie müssen keine Mitgliedsbeiträge bezahlen!
Niemand wird Ihnen sagen, was Sie tun oder nicht tun sollten!
Sie können sich selbst überzeugen!
Ist ihnen klar, wie revolutionär das ist? Wie sehr es sich von allen Religionen, Philosophien und Weltanschauungen unterscheidet? (Von Politik wollen wir gar nicht reden.)
Hier gibt es niemanden, der glaubt, zu wissen, was für Sie richtig ist. Niemanden, der versucht, Ihnen etwas vorzuschreiben. Niemanden, der sich über Sie stellt.
Hier gibt es nur Ihre eigene Entscheidung.
Die Art, wie Sie Ihre Entscheidung treffen, geht aus dem Typus und ggf. der inneren Autorität hervor. D.h. der allgemeine Weg lässt sich beschreiben – aber eben nicht das konkrete Ergebnis dieses Weges.
Daher sind Typus, Strategie und Autorität die wichtigste Information, die Sie erhalten können.
Ihre Anwendung führt in den Prozess der Dekonditionierung. Das bedeutet etwa: das Ent-lernen des Falschen. Warum?
Weil Sie durch die Sie umgebende Nichtselbstwelt seit Geburt konditioniert wurden und zwar praktisch immer weg von sich selbst, hin zu einer Homogenisierung. Das bedeutet, wenn ein Kind sich in irgendeinem Aspekt wesentlich vom Durchschnitt unterscheidet, werden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um es zur „Normalität" – d.h. zum Durchschnitt - zu führen.
Ein lebhaftes Kind bekommt zu hören. „komm´ doch auch mal zur Ruhe, setz' Dich hin und sei still, lies´ doch mal ein Buch".
Ein ruhiges Kind bekommt zu hören: „Unternimm´ doch mal was, sitz´ hier nicht immer nur rum, geh´ doch auch mal raus".
In ähnlicher Weise werden wir auch zu homogenisierten Lebensstrategien konditioniert, z.B. etwas zu unternehmen und uns durchzusetzen oder fleißig zu arbeiten.
Um möglichen Missverständnissen gleich hier vorzubeugen: nichts ist falsch daran, etwas zu unternehmen und sich durchzusetzen und nichts ist falsch daran, fleißig zu arbeiten – wenn es Ihnen in Ihrer Einmaligkeit entspricht!
Aber in der homogenisierten Welt herrscht der Aberglaube, es gäbe allgemein gültige, daher für Sie in jedem Fall richtige Vorgangsweisen und zu diesen wurden Sie konditioniert.
Dekonditionierung meint also das Heraussteigen aus diesen Verallgemeinerungen, aber nicht auf der intellektuellen, sondern auf der praktischen Ebene.
Ihre Strategie und Autorität führen Sie ganz von selbst heraus aus dem Einheitsbrei und immer mehr in Ihre Einmaligkeit. Dieser Prozess ist allerdings weder einfach noch schnell. Die grundlegende Dekonditionierung dauert sieben Jahre.
Warum?
Weil sie ein tiefer Eingriff in Ihren Organismus ist. Alles ist ein tiefer Eingriff in Ihren Organismus.
Was immer Sie gelernt und seither oft angewendet haben, hat in Ihrem Körper Spuren hinterlassen – mindestens neurologische und körperchemische Spuren.
Wenn Sie ein bestimmtes Verhaltens- oder Denkmuster oft anwenden, bilden sich z.B. zwischen den Neuronen, die an diesem Muster beteiligt sind, zahlreiche zusätzliche Verbindungen. Dadurch wird dieses Muster besonders leicht aufgerufen und es wird auch zu einem Muster hoher Signalstärke. Darum ist es so schwierig, aus langjährigen Gewohnheiten auszusteigen und es ist praktisch unmöglich, ein derartiges Muster zu bekämpfen.
Aber Sie können beginnen, ein neues Muster zu etablieren.
Wenn Sie Ihrer Strategie und Autorität folgen – statt der Summe Ihrer Nichtselbstmuster – bringt das Ihre Konditionierung nicht sofort zum Verschwinden.
Aber diese Konditionierung spielt praktisch keine Rolle mehr, weil Sie sich jetzt richtig – d.h. Ihnen selbst entsprechend – entscheiden.
Außerdem wird jedes Mal, wenn Sie dem neuen Muster folgen – Strategie und Autorität – dieses neue Muster gestärkt, während die körperliche Basis Ihres alten Musters geschwächt wird.
(Ein Aktivierungsmuster, das nicht mehr oder seltener aufgerufen wird, baut Neuronenverbindungen und Signalstärke ab – „use it or loose it" lautet das Motto.)
Deswegen benötigt der Prozess Zeit. Diese Zeitspanne bedeutet nicht, Sie müssten sieben Jahre auf die Belohnung warten:
Ihre Belohnung kommt jedes Mal, wenn Sie sich so entscheiden, wie es Ihnen entspricht - und Sie werden bemerken können, dass es wirklich so ist.
Aber es dauert sieben Jahre, bis Ihr altes Muster sehr schwach geworden und Ihnen die neue Vorgangsweise „in Fleisch und Blut übergegangen" ist.
Sie dürfen sich diese sieben Jahre jetzt aber nicht als ein langweiliges Warten auf den großen Moment vorstellen. Ganz im Gegenteil: während dieser Zeit werden Sie schrittweise entdecken, wer Sie wirklich sind. Anfänglich werden Sie Ihrer Strategie keinesfalls immer folgen – schon deshalb nicht, weil Sie noch nicht aufmerksam genug sind.
Das macht aber nichts.
Wichtig ist, dass Sie damit beginnen, wann immer Sie daran denken und den Mut dazu haben.
Und weil es wirklich funktioniert – verstärkt es sich von selbst! Verhalten, das funktioniert, verstärkt sich ganz automatisch. Und wenn es zu Beginn auch nur selten und bei kleineren Entscheidungen der Fall sein sollte – es wird mehr werden, weil das der natürliche Gang der Dinge ist.
Weil Sie jetzt anders entscheiden als früher – zumindest manchmal – machen Sie ganz neue Erfahrungen: Sie entdecken unbekannte Seiten und Fähigkeiten an sich und es geschehen Dinge, die Sie sich „nicht einmal hätten vorstellen können".
Ihr Leben wird also spannender, abwechslungsreicher und unberechenbarer als früher.
Vor allem aber: Sie werden viel mehr Frieden mit sich selbst erleben.
Das führt uns zu einem sehr wichtigen Punkt. Ihrer inneren Freiheit.
Wie entscheidet sich der normale Mensch?
Er denkt sich etwas aus, was er gerne hätte. (Sich wünscht, anstrebt, haben will usw.) oder er übernimmt es einfach (Folge der Konditionierung.)
Dann denkt er darüber nach, wie er es anstellen könnte, dieses „Ding" zu erreichen.
(Das „Ding" kann alles sein: ein Haus, eine Stellung, eine Kompetenz, eine Beziehung, eine Familie, die Erleuchtung usw.)
Und dann versucht er, das zu tun, von dem er denkt, es werde ihm ermöglichen, das „Ding" zu erreichen.
Damit ist das „Ding" aber jetzt sein Götze geworden.
Das „Ding" ist überwichtig, es entscheidet über Wohl und Wehe, über Erfolg und Misserfolg, es diktiert unzählige weitere Entscheidungen, es verlangt Opfer ohne Ende. Dafür verkauft er seine Seele, gibt sich mit Menschen ab, die er nicht leiden kann, tut Dinge, die ihm schaden.....kurz:
er wird zum Sklaven von etwas, was sein Verstand oder seine Konditionierung geschaffen haben.
Wenn Sie Ihrer Strategie und Autorität aufrichtig folgen, werden Sie so etwas nicht mehr erleben.
Sie haben natürlich noch immer Gedanken, Vorstellungen und Wünsche – aber sie treffen nicht Ihre Entscheidungen!
Sie werden bescheidener: statt sich einzureden, dass Sie schon alles wissen – besonders, was für Sie richtig ist – beobachten Sie, was aus Ihrer Strategie und Autorität entsteht.
Sie spüren, dass Ihre Entscheidungen richtig sind – selbst wenn Sie diese nicht erklären können.
Und Sie können beginnen, sich zurück zu lehnen und zu beobachten, was sich aus dieser Entscheidung für Sie entfaltet.
Ihre Götzen stehen noch immer herum – aber Sie beten sie nicht mehr an, Sie opfern ihnen nicht mehr Ihr Leben, Ihre Integrität oder Ihre Einmaligkeit. Indem Sie sich der Begrenzung Ihrer Individualität hingeben, werden Sie frei.
Dann beginnt etwas Neues. „Die Wahrheit ist ein wegloses Land." (Krishnamurti)